Was ist Homocystein?
Um diese Überlegung weiterzuverfolgen, muss zunächst geklärt werden, was Homocystein ist und welche toxische und verschlimmernde Rolle es bei vielen Erkrankungen spielt, aber vor allem, wo es seinen Ursprung hat. Historisch gesehen, geht das Interesse an Homocystein als kardiovaskulärer Risikofaktor zurück auf die Veröffentlichung einer Befunds im Jahr 1969: K.S. McCully beschrieb damals, dass Menschen, die an Homocystinurie, einer seltenen genetisch bedingten Krankheit litten, an thrombotischen Gefäßkomplikationen starben. Später wurde festgestellt, dass Homocystein auf zahlreiche Systeme toxisch wirkt und bei Patienten anzutreffen ist (und daher potenziell einen Risikofaktor oder zumindest einen Biomarker darstellt), die an verschiedenen Krankheiten leiden: Herzerkrankungen, Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit, Schwangerschaftsprobleme, Osteoporose etc.
Woher kommt Homocystein?
Verschiedene Faktoren können eine Erhöhung des Homocysteinspiegels im Blut erklären:
- die typische nordamerikanische Ernährung mit viel Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln und wenig frischem Obst und Gemüse
- eine genetische Variante
- Umweltfaktoren, sowie die Parkinson-Krankheit
- etc.
Der Homocystein-Stoffwechsel
Homocystein entsteht beim Proteinstoffwechsel. Je mehr Proteine (insbesondere tierische) der Körper verstoffwechseln muss, desto mehr steigt die Homocystein-Produktion. Homocystein ist eine toxische, prooxidative Aminosäure, die der Körper normalerweise zu eliminieren versucht. Mithilfe von Vitamin B9 (Folsäure) kann es einfach gespalten und ausgeschieden werden, oder aber zunächst in Cystein (durch die Methylfunktion der Vitamine B6 und B12) und anschließend in oxidiertes Glutathion umgewandelt werden (mithilfe von Glutamin und Glycin). Damit dieses
oxidierte Glutathion-Antioxidans seine Triebkraft für den Körper finden kann, muss es mithilfe von Antioxidantien reduziert werden.
Nehmen Sie B-Vitamine zu sich ...
Ein Großteil der Untersuchungen zu Homocystein hat sich auf die Wirkung von drei Vitaminen (B6, B12 und Folsäure) konzentriert, die auch als Methyldonatoren bekannt sind, da diese dem Körper mithilfe der Menthylfunktion das Umwandeln oder Entsorgen der toxischen Aminosäure
ermöglichen. Dennoch haben klinische Untersuchungen zu diesen drei Vitaminen enttäuschende Ergebnisse erbracht, trotz ihrer Effizienz im Hinblick auf eine bedeutsame Reduzierung des
Homocysteinspiegels im Blut.
... und zusätzlich noch Antioxidantien dazu
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, einen Aspekt zu verstehen, der gleichzeitig eine Erklärung
für die mageren Ergebnisse der Untersuchungen mit Methyl-Verstärkern liefern könnte: Erhöhte Homocysteinspiegel sind nicht nur ein Zeichen für einen mit Proteinen gesättigten Stoffwechsel, sondern auch das Ergebnis eines ausgelaugten Antioxidanssystems. Wenn wir begreifen, welche Rolle Glutathion zwischen Homocystein und der Sättigung des antioxidativen Schutzsystems spielt, fällt es leichter, die enttäuschende Wirkung der Vitamine B6, B9 und B12 zu verstehen. Wenn die Antioxidansreserven aufgebraucht sind, ermöglichen diese Vitamine tatsächlich die Umwandlung und Zersetzung von Homocystein; allerdings tragen sie wenig dazu bei, die Verringerung von Glutathion vorzubeugen. Das Homocystein wird weniger, die Produktion von Cystein (und wahrscheinlich von oxidiertem Glutathion) nimmt zu, doch die Menge des wirksamen (nicht oxidierten) Glutathion bleibt unverändert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein höherer Homocysteinspiegel nicht für den klinischen Zustand der Patienten verantwortlich ist, sondern eher einen Biomarker für seinen Zustand darstellt. Um die Gesundheit zu verbessern, muss vermutlich auch die antioxidative Fähigkeit des Körpers wieder hergestellt werden. Somit eröffnet die Studie über die Wirkung von antioxidativen Getränken mit drei Vitaminen auf den Homocysteinspiegel bei Alzheimer-Patienten einen interessanten Weg. Dabei wurde ein Produkt
eingesetzt, dass das Antioxidantien-Niveau (Schutz vor freien Radikalen) verbessert und den bereits bestehenden Homocysteinspiegel mithilfe von Methylfunktionen reduziert. Über die Theorie hinaus bleibt noch zu untersuchen, ob dieser Cocktail eine positive Wirkung auf den oxidativen Zustand des Patienten hat.
Potenziell nützliche Antioxidanten sind in Polyphenolen (Flavonoide in Früchten, Catechine in Tees), Karotinen, Selenium oder anderen antioxidativen mineralischen Spurenelementen enthalten, ebenso in alpha-Liponsäure, Curcumin, Resveratrol etc. Naheliegend könnte auch die Verwendung eines Molkenprotein-lsolats oder eines anderen Ergänzungsmittels sein, das die drei Aminosäure bildenden Blöcke des Glutathions (Glutamin, Cystein und Glycin) enthält. Da es hier um einen Organismus mit verbrauchtem und gesättigtem Glutathion geht, bezweifele ich jedoch, dass diese Ergänzungsmittel ohne eine bedeutende Aufnahme von Antioxidantien wirksam sind.